Cieszyn

Cieszyn

Cieszyn  (dt. Teschen) ist der im Süden Polens gelegene Teil der polnisch-tschechischen Doppelstadt Cieszyn / Český Těšín.

Geografie

Cieszyn liegt im Westen des Schlesischen Vorgebirges, eines Teiles der zu den Karpaten gehörenden Beskiden, und ist Grenzstadt zu Tschechien. Die Grenze zum tschechischen Stadtteil Český Těšín bildet der zur Oder führende Fluss Olsa (polnisch Olza), über den im Stadtgebiet drei Straßenbrücken mit Grenzübergängen führen. Die größte Brücke hat eine Spannweite von 760 m und ist damit Polens längste Brücke. In Cieszyn beginnt die polnische Fernstraße Nr. 1 (Droga krajowa 1), die bis Danzig führt. Die Woiwodschaftshauptstadt Kattowitz liegt etwa 70 km nördlich. Südöstlich von Cieszyn liegt am 1257 m hohen Berg Skrzyczne eines der größten polnischen Wintersportgebiete.

Geschichte

Der Überlieferung nach gab das Treffen der drei Fürstenbrüder Leszko, Bolko und Cieszko den Anlass, 810 das heutige Cieszyn zu gründen. Dokumentarisch nachgewiesen ist der Ort in einer 1155 ausgestellten Urkunde des Papstes Hadrian IV., die ihn als Tescin erwähnt. Im 13. Jahrhundert tauchen weitere Varianten des Ortsnamens auf: Tesin (1245), Thessin (1284) oder Cessin (1288). Offenbar im Zusammenhang mit der durch die schlesischen Herzöge initiierte Besiedlung des Umlandes durch deutsche Kolonisten setzte sich schließlich der deutsche Name Teschen durch. 1281 entstand infolge einer Erbteilung aus dem Herzogtum Oppeln das souveräne Herzogtum Teschen, das sich allerdings schon 1298 zusammen mit den anderen schlesischen Herrschaftshäusern unter die Oberhoheit Böhmens stellte. Der Piasten-Herzog Mieszko I. ernannte den Ort Teschen zur Residenz. Diese Tatsache und die positive wirtschaftliche Entwicklung, bedingt durch die günstige Lage an der Kaiserstraße von Wien nach Krakau, veranlasste Herzog Przemko I., dem Ort 1374 das Magdeburger Stadtrecht zu verleihen. 1496 verkaufte Herzog Kasimir II. der Stadt Gelände zum Bau eines Rathauses und zur Anlegung eines Marktplatzes. Unter dem ab 1545 regierenden Herzog Wenzel III. wurde im ganzen Herzogtum die Reformation eingeführt. Nach dem Erlöschen des Piastengeschlechts kam Teschen ab 1625 unter die Herrschaft der Habsburger. Im Zuge der damit verbundenen Rekatholisierung wurde der evangelische Pfarrer aus der Stadt verwiesen und die Pfarrkirche Maria Magdalena der katholischen Gemeinde übergeben. Erst die 1707 vom Schwedischen König Karl XII. durchgesetzte Altranstädter Konvention ermöglichte es auch den Teschener Evangelischen, in der Stadt eine eigene so genannte Gnadenkirche zu errichten. Die Jesukirche, die größte der sechs in Schlesien zugelassenen Gnadenkirchen, wird auch noch nach 300 Jahren als evangelische Kirche genutzt. Ab 1722 residierte Herzog Leopold Joseph Karl von Lothringen, Vater des späteren Kaisers Franz I. in Teschen. Nach der Teilung Schlesiens infolge des Siebenjährigen Krieges wurde das Teschener Gebiet Teil von Österreichisch-Schlesien. Am 13. Mai 1779 wurde in der Stadt zwischen Maria Theresia und Friedrich II. der Friede von Teschen geschlossen, der den Bayerischen Erbfolgekrieg beendete. Von 1766 bis 1822 war der Schwiegersohn Maria Theresias, Prinz Albert von Sachsen-Teschen, Sohn des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., unter dem Titel Herzog von Sachsen-Teschen Regent in der Stadt. Nach der Niederlage Österreichs gegen Napoleon in der Schlacht von Austerlitz 1805 hatte die Wiener Regierung vorübergehend ihren Sitz in Teschen. Auch der spätere Kaiser von Österreich-Ungarn Franz Joseph I. hielt sich zwischen 1851 und 1906 mehrfach in der Stadt auf. Im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts entstanden auch in Teschen mehrere Fabriken hauptsächlich der Textil- und Holzindustrie. Die Stadt wurde zum Eisenbahnknotenpunkt der Nordbahnlinie Kojetein–Bielitz und der Kaschau-Oderberger Bahn. Mit der österreichischen Verfassungsreform von 1849 wurde Teschen Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichtes. 1880 hatte die Stadt 13.004 Einwohner. Als nach dem Ende des 1. Weltkrieges die souveräne Tschechoslowakei entstand, geriet Teschen zwischen die Fronten des tschechisch-polnischen Grenzstreites. Beide Länder beanspruchten die wirtschaftlich starke Region, ohne dass im Versailler Vertrag dazu eine Regelung geschaffen worden war. Obwohl sich der Teschener Nationalrat im Oktober 1918 für einen Anschluss an Polen entschieden hatte und die polnische Regierung bereits die Sejmwahlen auch für die Stadt Teschen ausgeschrieben hatte, marschierten tschechische Soldaten am 23. Januar 1919 in Teschen ein. Daraus entwickelte sich der so genannte tschechisch-polnische „Sieben-Tage-Krieg“ mit mehreren Toten auf beiden Seiten. Erst ein Schiedsspruch der alliierten Siegermächte beendete im Juli 1920 den Konflikt. Als Folge wurde die Stadt Teschen entlang des Olsa-Flusses geteilt, die Altstadt mit dem historischen Burgberg kam zu Polen, die Tschechoslowakei musste sich mit der westlich gelegenen Vorstadt begnügen. Der polnische Teil, nun Cieszyn genannt, wurde in die Woiwodschaft Schlesien mit der Hauptstadt Katowice eingegliedert. Das Münchner Abkommen von 1938 nahm Polen zum Anlass, das Teschener Land am 2. Oktober 1938 zu besetzen. Damit wurde die geteilte Stadt wieder vereinigt und wurde zum Verwaltungssitz des neugebildeten polnischen Landkreises Cieszyn. Allerdings dauerte die polnische Herrschaft nur elf Monate, denn nach Ausbruch des 2. Weltkrieges besetzte die deutsche Wehrmacht im September 1939 auch den Kreis Cieszyn. Am 26. Oktober 1939 wurde die nun wieder Teschen genannte Stadt Kreisstadt des deutschen Landkreises Teschen. Im Frühjahr 1945 wurde der Landkreis von der Roten Armee besetzt. Die Grenzziehung des Potsdamer Abkommens stellte noch im gleichen Jahr die frühere Teilung der Stadt in einen tschechischen und einen polnischen Teil wieder her.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Cieszyn
Wappen von Cieszyn
Cieszyn auf der Karte von Polen
Cieszyn
Cieszyn
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Schlesien
Landkreis: Cieszyn
Fläche: 28,69 km²
Geographische Lage: Koordinaten: 49° 45' N, 18° 38' O49° 45' N, 18° 38' O
Einwohner: 36.109 (1. Jan. 2005)
Postleitzahl: 43-400
Telefonvorwahl: (+48) 33
Kfz-Kennzeichen: SCI
Wirtschaft & Verkehr
Straße: Bielsko-BiałaFrýdek-Místek / Ostrava
Schienenweg: Ustroń – Ostrava
Nächster int. Flughafen: Flughafen Kattowitz
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Bogdan Ficek
Adresse: Rynek 1
43-400 Cieszyn
Webpräsenz:

www.um.cieszyn.pl

Tourismus

Die geteilte Stadt
8. 8. 2007

Teschen an der polnisch-tschechischen Grenze ist ein interessantes Tummelgebiet für entdeckungsfreudige Touristen



Die Entstehungsgeschichte von Teschen klingt romantisch. Im Jahr 810 trafen sich der Sage nach die drei polnischen Fürstenbrüder Leszko, Bolko und Cziesko bei einer Quelle, die über Felsen munter in den Fluss Olsa sprudelte. Als Erinnerung daran soll die Stadtgründung erfolgt sein, die  möglicherweise das einzige Märchenhafte in der über tausendjährigen Geschichte des Ortes ist. Denn lange Zeit war der schlesische Ort, den die Polen Cieszyn und die Tschechen Český Těšín nennen, ein umkämpfter Zankapfel und Gegenstand leidenschaftlichen Nationalismus.

Heute bemühen sich die tschechische und die polnische Seite wieder um das Gemeinsame. „Zu den wichtigsten tschechisch-polnischen Kulturveranstaltungen gehören das Filmfestival ,Kino an der Grenze’, das internationale Theaterfestival ,ohne Grenze’ und das Dreibrüderfest“, erklärt uns der Leiter des Teschener Informationszentrums.
Das tschechische Randgebiet im Osten der Republik ist in Sachen Tourismus den anderen Landesteilen noch weit unterlegen. Trotzdem bietet das vergessene Städtchen dem Urlauber eindrucksvolle Erlebnisse, sowohl im polnischen als auch im tschechischen Teil.

Die Teschener waren immer schon ein Volk mit einem Hang zur Eigenständigkeit. Diese wurde bereits 1290 verwirklicht, als die Stadt unter Mieszko I. selbstständiges Herzogtum war. Dann sprach die  Verwandtschaft aus der polnischen Dynastie ein unbedachtes Wort gegen den tschechischen König Václav II., und schon war in Teschen der Friede gefährdet. Mieszko fühlte sich veranlasst, dem böhmischen Herrscher Gefallen zu zeigen und gab seine Tochter dem Prinzen Václav III. zur Braut. Aber auch das führte nicht zu einer Beilegung des Streites zwischen Polen und Böhmen. Schließlich büßte Teschen seine Eigenständigkeit ein und fiel als Lehen der böhmischen Krone an die Piaster.

Erst nach dem Sturz der Habsburger Monarchie wurde Teschen endgültig zweigeteilt, da sowohl die neu entstandene Tschechoslowakei als auch Polen die Stadt für sich beanspruchten. Ein internationales Schiedsgericht beendete den Konflikt der beiden Staaten und zog die Grenze entlang des Olsa-Flusses. Somit wurde die Altstadt Polen zugeprochen, die westliche Vorstadt der Tschechoslowakei.

Auf der polnischen Seite befindet sich am Ufer der Olsa der quirlige polnische Wochenmarkt, der von Tschechen lange Zeit gerne besucht wurde. Das Interesse daran hat inzwischen stark nachgelassen. Die Besichtigungstour führt entlang der Olsa und anschließend über die steile, schmale Głęboka-Straße zur Stadtmitte auf dem Hügel hinauf. Dort herrscht in den Vorgärten der sympathischen Cafés und Bierschänken an sonnigen Tagen lebendiges Treiben. Durch das südliche Tor erreicht man das etwas abseits liegende Viertel aus dem 19. Jahrhundert. Damals galt dieses Gebiet als der zentrale Treffpunkt für  Katholiken. Heute herrscht hier eine friedlichen Atmosphäre; die Mariä-Magdalena-Kirche und das Gymnasium der Dominikaner sind Zeugen der ursprünglichen schlesischen Frömmigkeit. Beim abendlichen Rundgang trifft man in den Kaffeehäusern und Gaststätten im polnischen Stadtteil auf aufgeschlossene Jugendliche, die miteinander kritisch über die Ereignisse des Tages diskutieren.

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